Dramaturgie
2. Psych. Prozess
Die Basis eines jeden iTV-Formats sollte ein psychischer Prozess sein. Das ermöglicht die emotionale Wirkung und berechtigt den Aufwand für die Interaktivität. Der psychische Prozess ist:
- im einfachen Fall die Aufarbeitung eines psychischen Zustands
- im komplexeren Fall die Abbildung eines psychischen Wandlungsprozesses
Da Fernsehen ein Massenmedium ist, kann der Prozess natürlich auch ein kollektiv-psychischer bzw. ein sozialer sein.
Inhaltlich kann es sich dabei durchaus um große Vorgänge drehen z.B.:
- die Selbstfindung in der Pubertät
- Liebe im Alter
- eine kollektive Angst
Genauso oder besser kann sich der Inhalt um unmittelbare Emotionen oder Alltagserlebnisse drehen. Z.B.:
- das Erleben der Freude an Bewegung
- der Umgang mit Taschengeld
- Schönheit
In jedem Fall beschäftigt der Inhalt den Zuschauer in emotionaler Weise. Anders gesagt: Der Inhalt ist bereits mit psychischer Energie des Zuschauers besetzt. Die TV-Sendung spricht ebendiese innere Spannung an.
Das Anstoßen eines psychischen Prozess ist auch durch Filme oder klassisch-passive Fernsehformate möglich und vorhanden. Allerdings bleibt der Prozess überwiegend auf den Schauspieler oder Talk-Gast projiziert. Es bleibt „Fiktion“ im Film oder „Zirkus“ in der Talkshow.
Wesentlich intensiver und bewusster wird die emotionale Entwicklung durch die Integration interaktiver Elemente. Die Verarbeitung wird dadurch
- individuell
- sozial und
- aktiv.
Als Orientierung und Ausgangspunkt für die Autoren kann die Erstellung eines Profils eines fiktiven aber konkreten Repräsentanten der Zielgruppe hilfreich sein. Neben Äußerem, Habitus, Lebensweg und persönlichem Hintergrund ist vor Allem die Persönlichkeit Ideen bringend z.B. in Form von:
- Geheimnissen
- Niederlagen und Siegen
- Hoffnungen und Ängste
- Vorlieben und Abneigungen
- oberflächliche und tiefer gehende Bedürfnisse
Harald Molina-Tillmann
Einführung in das interaktive Fernsehen
2. Psychischer Prozess